Am 31. Oktober 1981 stand ich zum ersten. Mal als Musiker auf der Bühne. Mit Bühne ist hier gemeint der Feierraum der Turnhalle in meinem Ort Bega, Gemeinde Dörentrup. Dieter Kropp, Volker Brandt und ich hatten unter dem Namen „Keep on truckin‘“ ein Bluestrio ins Leben gerufen, das kopierte, was der Blues-Markt damals hergab.
Wir hatten bestimmt um die 100 Plakate (wenn nicht mehr) überall verteilt. Es kamen annähernd 100 Menschen zum Eintrittspreis von 1 DM in den völlig überfüllten Raum. Mit jedem Set lichteten sich die Reihen etwas mehr, denn wir waren alles andere als perfekt. Aber in uns allen, zumindest bei Dieter Kropp und mir, ist der Funke des Musikerdaseins zu einer heißen Flamme angewachsen. Auch wenn sich unsere musikalischen Wege kurz danach trennten, so machten wir in unterschiedlichen Besetzungen immer weiter. Bis heute! Viel hat sich seitdem getan. Was definitiv besser geworden ist, ist die Technik. Damals war meine akustische Gitarre, die gleiche Tama, die ich heute auch noch spiele, mit einem aufgeklebten Barcus Berry Tonabnehmer bestückt. Ein fürchterliches Gerät, das ohne Equalizer überhaupt keinen guten Klang hervorbringen konnte. Gitarren mit akustischen Pickups, wie sie heute schon für 150 € zu haben sind, gab es nicht. Ebenso wenig gab es akustische Verstärker. Der sollte erst Mitte der Neunzigerjahre in Form eines AER, die damals noch unter dem Namen Lakewood rauskamen, Einzug in mein Equipment halten. Das gesamte PA-System damals war eigentlich eine Katastrophe. Im E-Gitarrenbereich sah die Welt natürlich anders aus. Dieter hatte auch damals für seine Mundharmonika schon einen passablen Fender-Twin Verstärker. Die Jahre in denen ich mit Chapleur politische und emotionale Lieder unters Volk gebracht habe waren sehr viel besser, wenn auch auf Seiten der Technik nicht perfekt. Heute alles kein Thema mehr. Ich spiele Line6 HX Stomp, bin also voll digital in einem perfekten CD Sound auch auf der Bühne zu Hause. Die Gagen, die Entlohnung der Musiker hat sich ebenfalls verändert. Hier allerdings zum negativen. In den „guten Zeiten“ ist kein einziger Musiker unter 100-250 DM Gage von der Bühne gegangen. Veranstalter bezahlten Kilometerpauschalen für die Anfahrt, es gab Übernachtungsmöglichkeiten und sie bezahlten sogar für angelieferte Plakate. Das alles gehört einer wunderschönen Vergangenheit an. Heute ist „spielen auf Hut“ und in manchen Städten sogar „pay to play“ die Regel. Das sind allerdings Regelungen, die ich bis heute ablehne und auch nur in absoluten Ausnahmefällen zulassen kann. Aber auch die Haltung des Publikums hat sich geändert. Es wird ein nahezu perfekter Sound vorausgesetzt. Ein zu lautes Schlagzeug, eine zu laute Gitarre, ein schlecht zu verstehender Gesang, all diese Dinge sind heute nicht mehr akzeptabel. Muss es auch nicht, die Technik kann alles herstellen. Die Musiker heute sind definitiv besser geworden. Mussten wir uns zur damaligen Zeit noch alles von Langspielplatten abhören, mühsam heraus hören, so sind heute Gitarrenschulen und YouTube eine Grundlage auf der alles schnell erlernbar ist. Kreativität allerdings kann man nicht lernen. Bei vielen Musikern heute herrscht reines Blendwerk! Produktionen: Damals war eine Langspielplatte das Maß aller Dinge. “Die haben eine Platte gemacht“ galt als Qualitätssiegel für die ganze Band. Der Rest hatte maximal Cassetten. Musikproduktionen sind heute für jeden und überall herstellbar. Die Anzahl der Musiker ist gefühlt um 150 % nach oben gegangen. Das gilt nicht unbedingt für die Qualität und längst nicht für die Individualität. Früher waren Bands eindeutig vom Sound unterscheidbar, fast jeder trug eine eigene Handschrift, fast jeder hat ein Merkmal, das nur für ihn alleine galt. Das ist heute definitiv nicht mehr so Fazit: es gibt sie nicht, die guten alten Zeiten. Damals war es anders als es heute ist und heute ist es anders als es morgen sein wird. Wir leben im Hier und Jetzt und ich für meinen Teil habe immer noch sehr viel Freude dran auf einer Bühne zu stehen und den Spaß in den Gesichtern der Zuschauer zu bemerken. Ich hoffe, ich kann es noch viele Jahre machen du denke an die Freunde, die ich in all den Jahren verloren habe. Es sind aber auch jede Menge Freunde hinzugekommen. Musik kennt keine Altersgrenzen. Musik ist Familie!
0 Comments
Wie auch immer es kam, ich habe angefangen alte und neue Songs aufzunehmen. Wer reinhören möchte kann das zurzeit bei Bandcamp tun!
https://berthalbwachs.bandcamp.com/ |
Der Blog
Gitarre, Blues, Songwriting und alles was das Leben schöner macht. Categories
All
|